Computerräume, die so manche Schulleitung heute noch stolz präsentiert, wenn sie danach gefragt wird, Computerräume seien fast schon so aus der Zeit gefallen wie die Sprachlabore, die in den siebziger und achtziger Jahren als das Nonplusultra galten, konnte man kürzlich in der FAZ (17.04.2017) lesen.
In der Zukunft solle "jede Schule an ein Breitbandkabel angeschlossen und jedes Klassen- und Lehrerzimmer mit W-Lan ausgestattet sein". Damit erübrigt sich dann auch der Streit um den Zugang zu einem der zwei Computerräume meiner Schule, die überdies viel zu klein sind, um die Normalbesetzung von 32 Schülern eines Berliner Gymnasiums aufzunehmen. Man muss dann auch nicht mehr den Rest der Doppelstunde vor dem Uralt-PC sitzen, wenn man ihn - wegen Methodenwechsels - eigentlich nicht mehr braucht.
Die nähere Zukunft soll ganz anders aussehen: "Die Schüler haben mobile Endgeräte wie Notebooks, Tablets oder Smartphones. Mit diesen loggen sie sich in eine Schul-Cloud ein, können Aufgaben online erledigen, Unterrichtsmaterial herunterladen und bearbeiten und natürlich kommunizieren. Bücher und Tafeln werden aus dem Unterricht allerdings nicht verschwinden, genauso wenig die Diskussionen in der Klasse. Da werden die Kultusminister ein Auge draufhalten: „Es geht nicht darum, Buch und Heft durch den Laptop zu ersetzen, sondern zu ergänzen, wenn das Digitale einen pädagogischen Mehrwert bringt“, sagt Susanne Eisenmann, Bildungsministerin von Baden-Württemberg und Präsidentin der Kultusministerkonferenz. Sie orchestriert die Länder dabei, sich bis zum Sommer auf Eckpunkte in Sachen Digitalisierung zu einigen, damit das Geld von Johanna Wanka, das noch nicht in den Haushalt eingestellt ist, irgendwann fließen kann."
".... wenn das Digitale einen pädagogischen Mehrwert bringt". Das ist natürlich von den Ambitionen und Unterrichtskompetenzen einer jeden Lehrkraft abhängig; jeder Lateinlehrer, der nach einem bewährten digitalen Instrument für seinen Fachunterricht sucht, darf aber sicher sein, dass die neuerdings cloud-basierte Latein-Lernsoftware Navigium ihm die allerbesten Voraussetzungen dafür bietet. Cloud-basiert heißt: Keine Startdiskette ist mehr einzuschieben, keine CD-ROM einzulegen (so war das früher, ich habe zwanzig Jahre zu Hause und in der Schule in allen Altersstufen mit NAVIGIUM gearbeitet!), eine gesonderte Installation zu Hause oder in der Schule (!) ist überflüssig. Man geht ins Internet, loggt sich in das Programm ein und los geht es.
Schon der Name ist Programm, NAVIGIUM - man denkt an ein behäbiges Lastschiff oder das Bild vom Staatsschiff, an Odysseus zwischen Skylla und Charybdis, an Aeneas im Sturm, an Caesar und die Seeräuber, Kleopatras Flucht per Schiff, an die Handelsflotte des Trimalchio - Gefahren allüberall, aber das Schiff fährt und zeigt sich gewissermaßen als Bastion auf hoher See.
Mit NAVIGIUM soll man die Klippen und Stürme des Lateinunterrichtsalltags meistern, so die Idee der beiden Programmmacher Dr. Karl Niederau (der Lateiner) und Philipp Niederau (der Informatiker), dazu haben sie ihr Schiff mit allem technischen und fachlichen Knowhow ausgestattet. Solch ein Schiff bringt allerdings nicht nur ein langjährig tätiger Kapitän oder ein gelernter Schiffsmechaniker aufs Wasser, sondern das schafft auch quasi ein Azubi. Die erst kürzlich fertig gestellte cloud-basierte Version lässt sich spielend leicht bedienen und ist absolut selbsterklärend aufgebaut. Ich habe den Selbsttest gemacht und bei NAVIGIUM angeheuert.
Als erstes habe ich mir per Email den Zugangscode besorgt (war einen Tag später da!). Seither nehme ich die Schülerrolle ein und interagiere: Zunächst habe ich drei Kapitel Vokabeln eingegeben. Dabei kann man nichts falsch machen. Der PC übernimmt ein Vielfaches meiner Arbeit; er will nur die jeweilige lateinische Vokabel. Mit einem Klick lassen sich vorhandene Bedeutungen löschen und weitere Bedeutungen ergänzen. Der Datei gibt man schließlich einen Namen und speichert sie ab. - Dann habe ich mich Vokabeln abgefragt, Vokabeln aus dem Zettelkasten, bestehend aus meinen drei Vokabellektionen. Ich habe dabei auch Fehler gemacht, absichtlich (können Sie mir glauben!), um zu sehen, wie der Computer reagiert. Bei bloßen Schreibfehlern mahnte er mich freundlich, die Rechtschreibregeln einzuhalten und auch auf Groß- und Kleinschreibung zu achten. Der Clou freilich ist, dass das Programm beim Abfragen auch Bedeutungen als "richtig" zulässt, die nicht zum Lernvokabular gehören, die allerdings im includierten Schul- und Großwörterbuch stehen. Bislang musste ich meine Schüler immer trösten mit der Bemerkung, dass Computer dumm seien. In diesem Punkt ist NAVIGIUM ganz schön clever! - Die gekonnten und die nicht gekonnten Vokabeln kamen in den Tiefen des Computers bzw. der cloud in verschiedene Fächer des Zettelkastens. Weil ich auf der Zettelkastenseite meine Emailadresse eingetragen habe, bekomme ich täglich morgens und abends eine Email, die mich auf die Erledigung meines Lern- und Wiederholungspensums hinweist. Wenn ich fleißig war, kommt eine Email, die mir freundlich sagt, ich hätte schon alle Aufgaben erledigt.
Als (wohl meistens junger) Anfänger hat man bei NAVIGIUM den Status des einfachen miles (erinnerte mich an Seneca, epist. XVI, 96,5: vivere militare est - das Leben ist ein Kampf). Obwohl ich nur durchschnittliche Ergebnisse hatte, bin ich schon zweimal virtuell befördert worden (für einen Lehrer in Berlin ziemlich ungewöhnlich), zum signifer und dann zum aquilifer. Das ist doch was! Ich bin schon gespannt, welchen Karrieresprung ich demnächst machen werde. - Jeden Tag treffen also (nach Eingabe meiner Emailadresse) zwei Statusmeldungen als Erinnerung zum Vokabellernen ein:
Guten Abend!
Im Karteikasten sind noch 0 Vokabeln zu lernen.
Letzte Abfrage 15.04.2017
Vokabeln im Vorrat 0
Vokabeln in Fach 1: 18
Vokabeln in Fach 2: 80
Vokabeln in Fach 3: 49
Vokabeln in Fach 4: 0
Vokabeln in Fach 5: 0
Vokabeln in 'Gelernt' 0
Vokabeln insgesamt 147
Neu ist auch die Vokabelabfrage (es gibt vier verschiedene Formen!) nach dem "Multiple-Choice-Verfahren", meine derzeitige Lieblingsmethode. Man lässt sich eine oder mehrere Lektionen abfragen und bekommt pro Vokabel fünf Bedeutungen zur Auswahl, von denen nur eine richtig ist. Das klingt simpel, ist es aber nicht (wenn man an die große Zahl von Bedeutungen denkt, die viele Verben oder Nomina so haben). Kürzlich musste ich mich bei modus, -i m geschlagen geben: a) Schlussfigur, b) Scherzbold, c) Maulbeerbaum, d) Wirt einer Imbissbude, e) Schande. Na, überlegen Sie mal! - Frappierend fand ich den Hinweis von Philipp Niederau, dass das Programm sich die falschen Bedeutungen selbst zusammensucht - Kriterien sind etwa der gleiche Anfangsbuchstabe, das Vorkommen im gleichen Kapitel, Bedeutungsähnlichkeiten usw.
Geht man auf die Grammatikseite des Programms, so findet man Deklinations- und Konjugationsübungen. Da kann man beispielsweise "magnitudo" deklinieren. Das ist nun allerhand Schreibarbeit, besonders für Anfänger im Tippen. Mit einem Klick ("Wortanfänge vorbelegen") kann man nun den Stamm "magnitudin-" einfügen, so dass man nur mehr die richtigen Endungen notieren muss. Das Ergebnis lässt sich mit einem weiteren Klick kontrollieren, Fehler sind farbig markiert, das korrekte Schema ist beigefügt. Zum Schluss werden die richtigen Lösungen addiert, die Lernleistung (eher streng!) bewertet, die Bewertung kann man in eine Graphik überführen, die die Schülerleistung über Tage und Wochen darstellt; sie wird - so man will - auch tabellarisch protokolliert.
Am meisten beeindruckt mich, was NAVIGIUM bei der Textarbeit leistet - diese Hilfen habe ich als Lehrer am meisten genutzt. Dazu ruft man die entsprechende Rubrik auf, tippt oder kopiert einen Lehrbuch- oder Lektüretext ein und speichert ihn ab. Dann kann man alles Mögliche machen, um den Text zu gliedern: ihn kolometrisch aufarbeiten, die Einrückmethode anwenden, Satzglieder farblich markieren oder unterstreichen - die entsprechenden Werkzeuge liegen alle anklickbar bereit.
Kinderleicht ist es, zu einem Textauszug (natürlich auch für eine ganze Unterrichtsreihe) eine Liste mit dem Lernvokabular individuell zusammenzustellen, gesondert auszudrucken oder dem Text im Fußnotenbereich beizufügen. Dazu reicht nur ein Klick. Freilich bietet das Programm dann alle nur denkbaren Vokabelauskünfte, die man zügig um nicht Zutreffendes bereinigen oder auch auf eine Lernvokabelliste reduzieren kann. Selbstverständlich lässt sich auf diese Weise schnell etwa eine Klassenarbeit oder eine Klausur mit den erforderlichen Erläuterungen zusammenstellen.
Das Programm bietet sodann dem Übersetzer maximale Hilfe, per Klick auf eine Textvokabel liefert es alle möglichen Bedeutungen der Vokabel und bestimmt sie nach allen Regeln der Grammatik; wenn von Interesse, lassen sich problemlos die Deklinations- bzw. Konjugationsschemata aufrufen. Bei Eigennamen kann NAVIGIUM durchwegs nicht weiterhelfen, da hätte Karl Niederau den ganzen Kleinen Pauly eingeben müssen. NAVIGIUM kann auch nicht selbst übersetzen, was eine Kollegin bei einer Fortbildungsveranstaltung an der HUB sich gewünscht - oder vielleicht - bei so viel Unterstützungsleistung des Programms - auch befürchtet hatte.
Die Textarbeitsfunktion habe ich oft zur eigenen Unterrichtsvorbereitung genutzt, bei der cloud-basierten Version ist das ein Kinderspiel. Wenn Schüler/innen mit NAVIGIUM übersetzen, so kommen sie dank der Hilfen zügig voran. Das mühsame Blättern im Lexikon entfällt, freilich trainieren sie so nicht das Alphabet, aber das ist ja auch ein eher nachgeordnetes Lernziel. Das NAVIGIUM-gestützte Übersetzen (man kann dazu das Schulwörterbuch oder das Großwörterbuch aufrufen) ist eine echte Alternative zur bloßen paste and copy-Leistung und ihrer Anwendung auf entsprechende Übersetzungsfunde im Internet. NAVIGIUM-gestütztes Übersetzen bringt Erfolgserlebnisse - nicht nur für Schüler, sondern auch für Studenten und Lehrer, die sich an literarische Texte heranmachen wollen.
Einen Vokabeltest zu erstellen ist ab sofort eine Sache von Sekunden. Denn regelmäßige Vokabeltests helfen, dass Schüler kontinuierlich Vokabeln (nach dem Lehrbuch oder individuell je nach Autor zusammengestellt) lernen und wiederholen. Mit NAVIGIUM lässt sich problemlos ein Vokabeltest zum Ausdrucken konzipieren. Keine große Sache sind dabei die Berücksichtigung mehrerer Gruppen, die Gleichverteilung nach Wortarten, die Abfrage von Stammformen/Genus/Genitiv, und vieles mehr - dank vielfältiger Wahlmöglichkeiten kein Problem, auf Wunsch auch mit Lösungsblatt. Bei Klassenarbeiten ist es jedem Lateinlehrer schon passiert, dass ein Klassenarbeitstext eine oder mehrere Vokabeln enthielt, die den Schülern noch unbekannt waren. NAVIGIUM hilft bei der Erstellung von Klassenarbeiten, indem es zu jeder Vokabel angibt, in welcher Lehrbuchlektion diese eingeführt wurde. Unbekannte Vokabeln können mit NAVIGIUM direkt als Vokabelhilfe ergänzt werden, zudem ist ein einfaches Übertragen in ein beliebiges Textverarbeitungsprogramm möglich.
Eine vor einigen Jahren noch unvorstellbare Erleichterung ist es, dass ich als Lehrer von Zuhause aus, vom Schreibtisch oder Frühstückstisch aus, vom Lehrerzimmer oder dem Cafe neben der Schule oder meinetwegen auch vom Krankenbett Zugriff auf die Dateien (Lehrbuch- oder literarische Texte, Vokabeldateien, Dateien für Grammatikaufgaben usw.) habe und sie so vorbereiten kann, wie ich sie im Unterricht präsentieren möchte oder wie sie meine Schüler innerhalb oder außerhalb des Unterrichts nutzen und bearbeiten sollen - das ist für den Lateinunterricht eine neue Qualität. Ein externer Datenträger (den man irgendwo liegen- oder steckenlassen kann) ist nicht erforderlich.
Hier muss man noch wissen, dass es NAVIGIUM in mehreren Versionen gibt, einmal als Privatversion, zu der man zu jeder Zeit und an jedem Ort (wo es W-Lan gibt) individuellen Zugang hat, dann als (kleine) Schulversion, bei der eine Lerngruppe, oder auch mehrere Lerngruppen, im Unterricht, aber auch außerhalb der Unterrichtsräume an Schultagen in der Zeit von 8.00 bis 15.30 Uhr Zugang haben, schließlich als (große) Schulversion, bei der eine Lerngruppe oder auch alle Lateinlerner der ganzen Schule Zugriff auf das Programm haben, innerhalb und außerhalb der Schule, also auch zu Hause, und zeitlich unbegrenzt. Letztere Version kann ein tolles Bonbon sein für Schulen, die sich um ihre Lateiner bemühen müssen und wollen, die einen solchen Service für ihre Klientel anbieten wollen mit so vielen nützlichen Funktionen - ein Aushängeschild für einen ebenso modernen wie anspruchsvollen Lateinunterricht!
Für mich ist die cloud-basierte Latein-Lernsoftware Navigium ein großer Wurf mit wirklich vielen Innovationen gegenüber früheren Versionen. Ich freue mich schon darauf, wenn meine Enkelin mit dem Lateinlernen beginnt. Das Lernprogramm steht seit einigen Wochen bereit. Ich setze darauf, dass ihre Schule es dann längst eingeführt hat.
Auszug aus "LATEIN UND GRIECHISCH in Berlin und Brandenburg", Jahrgang LXI, Heft 1-2017 - Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Josef Rabl.